Heute will ich dir ein bisschen die Angst vor dem ETF Steuer Thema nehmen, denn diese sollten kein Grund dafür sein, nicht zu investieren. Das Ganze wird in zwei Teile aufgeteilt sein. Im ersten Teil geht es darum, was überhaupt das Problem der Steuer bei ETFs ist. Auf was müssen wir aufpassen? Stichwort Doppelbesteuerung: Wie geht man das Thema am besten an, wenn man kein Steuerexperte ist? Wie erkennt man die steuereinfachen und steuerhässlichen ETFs, von denen oft immer gesprochen wird?

Diesen Beitrag über „ETF Steuer“ kannst du dir hier auch als Video ansehen:

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Dazu habe ich ein kleines Flussdiagramm für dich vorbereitet. Im zweiten Teil schauen wir dann, wie das in der Praxis aussieht. Auch schauen wir uns ein paar Beispiele an, damit du es direkt umsetzen kannst. Am Ende folgen dazu noch ein paar Gedanken zum operativen Aufbau eines ETF Depots und was meine persönliche Meinung zum ETF Steuer Thema ist.

Vorher ein wichtiger Hinweis:

Die Gesetze können sich immer mal wieder ändern, deswegen muss man sich immer mal wieder informieren, was der Fiskus so treibt. Für Detailfragen sollte man immer einen Steuerberater zurate ziehen. Vorsicht ist besser als Nachsicht und wir wollen ja nicht den Uli Hoeneß machen wegen der ETF Steuer Thematik.


Die Kapitalertragssteuer

Egal ob ein ETF das Geld direkt wieder anlegt oder ausschüttet, es gehört ein gutes Viertel vom Kuchen dem Staat. Die Kapitalertragssteuer musst du so oder so zahlen. Es ist nur die Frage, ob bereits heute oder in der Zukunft.


Was ist überhaupt das Problem bei der ETF Besteuerung?

Ist ein ETF steuerhässlich, dann ist das Grundproblem eine mögliche Doppelbesteuerung von ausländischen thesaurierenden ETFs. Einmal werden sie an der Quelle besteuert, also in dem Land wo sie anfallen. Das ist je nach Land unterschiedlich. Manche Länder haben gar nichts wie z.B. Großbritannien. In Österreich sind es 35 %. So hat jedes Land eine eigene Quellensteuer. Und dann ist nochmal in Deutschland auf den ETF Steuer fällig.

Doch meistens gibt es Doppelbesteuerungsabkommen, aber bei den ausländischen thesaurierenden Fonds ist das nicht so einfach. Hier muss man nämlich selbst in der Steuererklärung die Steuern angeben auf die thesaurierenden Beträge. Also du musst dafür sorgen, dass für den ETF Steuer Beträge, die einbehalten werden, korrekt deklariert werden. Das ist noch nicht das große Problem.

ACHTUNG


Obwohl dir das Geld noch gar nicht zugeflossen ist, sondern immer noch im Fonds thesauriert, musst du das Geld aus eigenem Portemonnaie vorschießen.

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Ein Beispiel: Bei einem Gewinn von 100 € musst du ungefähr auf den ETF Steuer in Höhe von 26 € an den Staat zahlen, obwohl du sie noch gar nicht hast.

Das schwierigste ist, wenn du diesen Fonds später verkaufen möchtest. Dann zahlst du nämlich nochmal Steuern auf diese Beträge, die du eigentlich schon gezahlt hast. Das musst du jetzt dem Fiskus beweisen. Also deine ETF Steuer Daten aus den vergangenen Jahren mit LKWs vor das Finanzamt karren und denen beweisen, dass du alles schon gezahlt hast. Dann bekommst du für deinen ETF Steuer erstattet.


So kannst du steuerhässliche ETFs vermeiden

Also stellt sich die Frage, wie kann man diese steuerhässlichen ETFs vermeiden? Manche sagen, dass man einfach nur auf die Kennungsnummern achten muss. Dann wisse man ganz einfach, ob der ETF steuerhässlich oder steuereinfach ist.

Nehmen wir hierzu mal als Beispiel den iShares Europe Corporate Bond. Hier ist die Kennung  „DE“. Damit können wir jetzt denken, dass das für Deutschland steht. Damit dürfte es also kein Problem geben. Doch jetzt sehen wir, dass das Fondsdomizil Irland ist. Also haben wir hier ein Problem.

So können wir nicht feststellen, ob der ETF steuerhässlich oder steuereinfach ist. Aber wie ist jetzt die steuerliche Behandlung? Die hängt im Wesentlichen von drei Faktoren ab. Das ist die Fondsstruktur, das Fondsdomizil und wie die Erträge verwendet werden. Auf diese einzelnen Punkte werden wir jetzt gleich mal eingehen. Danach zeige ich dir mit einem Flussdiagramm Step by Step, damit du herausfinden kannst, welcher ETF steuereinfach oder steuerkomplex ist.


1) Fondsdomizil

Wir schauen, ob dieser ETF in Deutschland ist oder im Ausland. Ist er in Deutschland, dann ist das gut. Ist er im Rest der Welt, dann könnten Probleme entstehen. Es ist nicht generell gegeben, dass diese ETF steuerhässlich sind, aber es können Probleme entstehen. Das Domizil findest du immer auf den Suchseiten wie justETF oder direkt beim ETF Anbieter.

2) Fondsstruktur

Ist es eine synthetische Replikation oder ein Swap? Also ein Tauschgeschäft, es wird nicht eins zu eins repliziert wie bei den physischen. Die physischen kaufen die 30 Aktien aus dem DAX direkt 1 : 1 nach und die Swaps sind gut, weil dort keine reellen Erträge anfallen. Diese Indexperformance wird über ein Derivat Geschäft abgewickelt, welche Steuerfrei sind. Das ist wie ein Deckmantel, der über die ganzen Zinsen und Dividenden geworfen wird. Der Staat kann dann nicht sehen, welche Gewinne anfallen. Das sind keine steuerhässlichen ETFs. Hässlich kann es werden, wenn es physische sind, die im Ausland sind. 

3) Ertragsverwendung

Schüttet der ETF das Geld aus, haben wir kein Problem. Denn es gibt einen Zufluss auf unser Konto und von dort werden von der Depotbank direkt die Zinsen und Dividenden an den Fiskus abgeführt. Thesauriert der Fonds jetzt das Geld, kommt der Staat nicht ran. Aber er sieht, dass da Dividenden geflossen sind und er ein Viertel von dem Kuchen abhaben möchte. Wenn das jetzt im Inland ist, wie ich oben schon gesagt habe, dann ist das kein Problem. Wenn es im Ausland ist, kommt er nicht dran.

Hinweis


Doch was passiert, wenn jetzt der deutsche Staat das sieht und sagt, dass du ihm ¼ der Dividenden schuldest? Real ist ja kein Geld auf dein Konto geflossen. Das ist ziemlich doof, weil du es selbst deklarieren, vorschießen und später nachweisen musst, dass du auf den ETF Steuer gezahlt hast.


Das komplette System sieht dann im Endeffekt so aus: Es sieht im ersten Moment sehr komplex aus. Doch es sind eigentlich nur die drei Schritte, die ich dir gerade beschrieben habe.


Im ersten Moment schauen wir, Fondsdomizil in Deutschland – ja/nein ? Ist es Ja, dann ist es steuereinfach und wir müssen uns keine Sorgen machen.

Doch sehr viele ETFs ist im Ausland, also „Nein“. Ist es dann ein synthetischer oder ein physischer ETF.? Wenn es ein Swap ist, da dann ist es gut. Ist er ausschüttend? Dann ist es steuereinfach. 

Aber, wenn wir z.B. einen steuerhässlichen suchen würden: Fondsdomizil Deutschland? – Nein. Der Swap synthetisch? Nein. Dann landen wir bei „ausschüttend“: Nein. Dann ist er steuerhässlich. Also ein ETF im Ausland der physisch und thesaurierend ist, der ist steuerhässlich.

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Anhand dieser Grafik kannst du Schritt für Schritt herausfinden, ob ein ETF steuer-hässlich oder steuereinfach ist. Damit du es nachmachen und üben kannst, habe ich hier einen ETF für dich.


Was kannst du mitnehmen?


  • Beim ETF Steuer nicht isoliert betrachten. Die Strategie ist immer wichtiger, als ständig nach Steuern zu schauen. Wenn es z.B. keinen anderen ETF gibt als einen steuerhässlichen, dann solltest ihn lieber nehmen, als einen anderen ETF, der vielleicht gar nicht das abbildet, wonach du suchst.
  • Die ISIN Kennung alleine ist nicht aussagekräftig, ob der ETF in Deutschland ist. Also wenn da DE steht, kann es auch zu Unterschieden kommen, wie ich gezeigt habe.
  • Mache immer den Drei-Schritte-Check (Domizil, Struktur u. Etragsverwendung). Das kannst du einfach mit meinem PDF machen.
  • Bei speziellen Fragen, wenn du unsicher bist, solltest du immer einen Steuerberater hinzuziehen

ETF Steuer – ein komplexes Thema. Aber wenn man einmal durchgestiegen ist, gar nicht mehr so schwierig. Hast du noch Fragen? Schreib sie mir gerne in die Kommentare!